Mittwoch, 10. Dezember 2008

Avantgarde - Kunst als Prophezeihung

Bilder von Polizisten mit Schutzschildern, Helmen, Knüppeln. Feuer, aufbrausend wie Wille, Wut, Widerstand. Glühendes Metall der Karosserien, blutrote Hausfassaden, vermummte Gestalten, schwarz, flüchtig, zornig wie fliehende Schatten. 
Bilder vermögen zu einem bestimmten Zeitpunkt, einem Molekül der Zeit, einem Partikel des künstlichen Universums, das wir Geschichte nennen, weil wir es uns nicht besser erklären können, eine Energie, Kraft zu transportieren, direkt einen Nerv zu treffen. 
Das waren die Bilder aus den Vororten von Paris, grellgolden, pechschwarz, nachtblau, blutrot, beleuchtet von Polizeisirenen. Totgeschwiegen von den Medien, erstickt im Schwall grellbunter Werbung, Sex, Konsum, Dekadenz, Stumpfheit, Lüge.
Avangarde trifft den Nerv, bevor der Nerv der Zeit die Menschen trifft. In blinder, schlafwandlerischer Sicherheit zergeht der Künstler in Massenempathie, die ganze Welt, das Universum, den Kosmos und jedes seiner Partikel liebend bis zum Wahnsinn. Das ist Avantgarde, ein prophetischer Prozess. Alles andere ist Dokumentation. 

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