Freitag, 11. Dezember 2009

Nachruf

Kunst ist das neue "Abhängen". Hängt Eure Ikonen ab, Eure Tafelbilder-nichts als Reliquien. Kunst ist nichts als Hintergrundbeschallung, Kulisse für das narzisstische Treiben der Thirtysomethings.
Beflissen ist das neue Wasted. War es noch vor ein paar Jahren schick, sich mit einem harten Drink und weissem Pulver in der Nase vor dem DJ-Pult herumzuwälzen, ist heute das beflissene Kräuseln der Stirnmuskeln vor irgendeiner neuen Installation, ein Glas Sekt in der Hand, der allerletzte Schrei.
Dies ist ein Nachruf. Was noch vor einem knappen Jahrhundert Rebellion und Leidenschaft bedeutete, ist zu einer hohlen Pose verkommen, ein weiteres Konsumobjekt im Regal der riesigen Shoppingmall Gesellschaft.

Rest in peace, art.

Art is dead

"Galerien sind die neuen After-work-partys- Kunst ist nie verkehrt, denn sie erweitert den Horizont. Deshalb schlürft man den Feierabend-Drink nun gerne auf Vernissagen (Getränke gibt's gratis!). Irgendeine ist immer. Und so geht hier der Small Talk: 'Erfrischend- in Zeiten kommerzialisierter Kunst, finden Sie nicht?' " (Glamour 01/10)

It's official. Art is dead.

Donnerstag, 15. Januar 2009

On Youth and mannerism - Jugend und Manierismus

Jugend, ist das Manierismus? 
Jugend bedeutet auch, das Erwachsenenleben, das, was einen umgibt, was die Erwachsenenwelt vormacht, nachzuahmen. Hat die Jugend jemals die Chance, aus diesem Schema, aus der Nachbildung des vorhandenen Systems, auszubrechen?
Die Jugend rühmt sich ja geradezu damit, alles anders machen zu wollen als die Erwachsenenwelt, also das bestehende System, die Welt, die sie vorfindet, aus der sie ausbrechen will.  Sie tut das mit der der Jugend eigenen und auch notwendigen Überheblichkeit, Starrköpfigkeit, Brachialität und damit einhergehender Unschuld. Wenn die Jugend nämlich wüsste, wie komplex das System ist, in dem sie sich befindet, hätte sie gar nicht erst die Kraft, Dinge zu erneuern, umzustürzen, anders zu machen. 
Die Frage ist: Macht die Jugend überhaupt irgendetwas anders? Verharrt sie nicht bloß in der Endlosschleife des Manierismus? Wiederholt sie nicht stets die Fehler vorangegangener Generationen, stetig wie ein musikalisches Ostinato, Herzschlag des Lebens, Rhythmus der Natur? Um irgendwann ernüchtert, ermattet und resigniert festzustellen, dass sich gar nichts verändern kann?
Sind nicht die Merkmale, durch die sich die Jugend vom System abzugrenzen sucht, nichts als Wiederholungen, Abziehbilder desselben? Wi etwa Gruppierungen, Gangs, Stämme, deren ästhetische Identifikation anhand von Symbolen, Machtstrukturen innerhalb der Gruppen, Feindseligkeiten gegen Andersdenkende, Stigmatisierung derer, die in keine Gruppe "passen" mögen? 
Herdendenken, Hierarchien, Diskriminierung, Intoleranz, Scheuklappen, Kritikunfähigkeit - alles Dinge, die die Jugend am herrschenden System kritisiert - die sie in "verkleideter" Form stur wiederholt. Und sich so nicht aus der falle der Frustration, des Ostinato, der resultierenden Resignation, zu lösen vermag. Das ist Jugend in der Falle des Manierismus.
Leider nicht ganz zu Unrecht wird ihr das - in selbstgefälliger Weise, durchaus - von der Elterngeneration vorgeworfen: "Ihr macht doch nichts anderes als wir früher, als die Hippies damals, als die Punks in den Siebzigern..." 
Nun ist in den letzten Jahrzenhten diese Stimme der Elterngeneration so übermächtig geworden, dass die Jugend schon längst selbst nicht mehr daran glaubt, jemals etwas anders machen zu können. Manierismus ist gar zum Privileg geworden. So schützt man sich vor Enttäuschungen: Auf Altbewährtes zurückgreifen, auf Dinge, von denen man weiss, dass sie funktionieren. Die hippies von damal etwa hatten Spaß, und sie leben immer noch - warum nicht eins zu eins nachahmen? Fast hat es den Anschein, es sei heute ein Zeichen von Weitsicht und Intelligenz, naht - und kritiklos in die Vergangenheit abzutauchen. Ziemlich sicher aber ist es ein weiteres Symptom unserer scheinbar unheilbar an Gier und Profitsucht erkrankten Welt, ein Spiegelbild des allumspannenden, allmächtigen unternehmerischen Denkens: Das, was sich bewährt hat, bringt den Erfolg.
Traurig, ja geradezu bestürzend, dass die Jugend bereits von diesem Virus befallen ist, bevor sie überhaupt die Chance bekommt, etwas zu ändern. Sie hat nicht mehr den Mut, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Diese Eigenschaft ist ihr entweder durch gezieltes Abrichten von seiten der Eltern, des Erziehungssystems, spätestens aber durch gezieltes Bobardement von allen Seiten, Plakatwänden, Fernsehbildschirmen, Magazinseiten, Werbejingles wie Matras, wegtrainiert worden. Jugend heute schwimmt im stillen trüben Tümpel Manierismus - oder flüchtete sich in die virtuelle Welt, ein Ort, an dem noch die Illusion von Freiheit möglich scheint, die aber auch zusehends durch kommerzielle Restriktionen enger und enger wird. 
Der Impuls, die Frische, der Drang, die Unbekümmertheit der Jugend wird heute schnellstmöglich verwertet; immer früher, immer schneller, immer gnadenloser fällt das System darüber her, am besten im Keim ersticken sollte man das, was unseren Status Quo, unsere Übersättigung gefährden könnte.
Jugend ist zur Essenz, zum Elixier geworden, abgefüllt, dosiert, vermarktet nach Belieben, für jedermann erhältlich und damit banalisiert, vorgeführt, ausgebeutet und der Lächerlichkeit preisgegeben. 
Jgend heute ist wie ein kurzes Aufbäumen, ein Fenster, ein winziger Moment, an dem man meinen möchte, dass etwas Neues, ein Entwicklng, ein nächster Schritt, eine Utopie möglich ist. Wenige Wochen, bis sich das System darauf stürzt und die Essenz extrahiert, das Phänomen zerstückelt, die Zielgruppe ausfindig macht oder einfach erfindet, und die übriggebliebenen Brocken auf den Markt wirft wie in die Arena zu den Konsumenten wie Raubtieren. 
Jugend heute ist nichts als eine Welle, die innerhalb von Sekunden aufbrandet, im nächsten Augenblick einstürzt und übergeht in die Fläche des Ozeans, als sei sie niemals dagewesen. 

Sonntag, 11. Januar 2009

System Spaß - Fuck Fun

Jugend, die Welt ist ein Spielplatz. Lasst uns spielen, wir seien erwachsen. Wir werden immmer so sein wie jetzt; ewig jung, ewig stark, ewig lebendig, ewig gut drauf. 
Längst hat es verselbständigt, losgelöst wie die Schale vom Kern, die Lust von der Jugend, das Wort vom Sinn, die Welt vom Ursprung: Das System Spaß. 
Jeder kann es kaufen; mit allem, was man konsumiert, ist es verbunden, das Diktum dieser Zeit, allmächtige Schablone: Hauptsache, es macht Spaß. Hauptsache, du fühlst dich gut dabei. Spaß schwelt in der Luft, im Vakuum der Stadt, Straßen, Läden, Clubs, Seelen, Köpfe. Wir glauben, uns daran nähren zu können, am grellbunten Placebo, hämmernde Beats, dröhnende Gitarren, Zähne, gleißendweiß, witzig, irrwitzig, grinsende Gesichter, Dunst des Alkohol, und nichts als leere Phrasen, enleerte Lebensphasen, sinnlose Gemeinschaften ohne Gemeinsamkeiten. Und es geht weiter, and the beat goes on.  Spaß ist System, machtvolle Institution, Marsch durch luftleeren Raum, entleerte Existenzen. Und alle machen mit!